Greenland 2018

Vor 4 Tagen haben wir bei Nieselregen und grauer Kulisse Nanortalik verlassen. Nach einem kurzen Zwischenstop zum Baden (s. letzter Beitrag) ging es hinaus auf See. Die erste Nacht war grau, kalt und nass, so richtig eklig und zum Abgewöhnen. Doch schon am nächsten Tag zeigte sich die Sonne. Leider schläft der Wind, also motoren wir gen Norden. Kap Desolation umfahren wir über das innere Fahrwasser, vorbei an Felseninseln und mit Blick auf die noch schneebedeckte Bergkulisse am Ufer. An einer der Enggstellen versperrt ein gestrandeter Eisberg den Weg.  Glücklicherweise hat er uns eine kleine Passage offengelassen und wir fahren langsam zwischen Eis und Felsen hindurch.

Der dritte Tag ist neblig und grau. Wir motorsegeln an Frederikshab Isblick vorbei. Das Inlandeis reicht hier bis dicht an die Küste heran. Leider ist heute nicht viel davon zu sehen.

Am vierten Tag gibt es zumindest bis Mittag etwas Wind und wir können einige Meilen segeln. Ab Mittag klart es auf und wir haben einen herrlichen Blick auf die Küste. Nachts erreichen wir das verlassene Fischerdorf Faeringehavn und gehen vor Anker. Wir sind inzwischen wieder so weit nördlich, dass es nur dämmert und nicht dunkel wird. So können wir auch nachts die uns unbekannte Ankerbucht anlaufen. Es ist unsere erste Nacht vor Anker in Grönland und auch der Reise überhaupt! Nach einer Tüte Kartoffelchips und einem Drink schlafen wir kurz aber gut. Vor allem ist es warm im Schlafsack. Die Nachtwachen schlauchen, da es immer bitterkalt ist (2-3° C). Mehr als vier oder fünf Stunden Schlaf am Stück bekommt man eh nicht im Wachrhythmus.

Morgens machen wir das Dinghy klar und sehen uns an Land um. Die meisten Häuser sind beschädigt und vollgemüllt. Einige sind noch leidlich bewohnbar, wirken aber verwahrlost. Ab und an muss wohl jemand hier sein, denn wir finden verschimmeltes Brot und Käse (haltbar bis Juni 2018). Am Anleger gibt es Fischernetze und aufgehängten Trockenfisch. Diese verlassenen Siedlungen sind schon sehr skuriel. Im Revierführer wird davon gesprochen, dass diese hier noch für ein Sommercamp für Jugendliche genutzt wird. Auch das scheint einige Zeit her zu sein, an einigen Häusern ist 1983 vermerkt. In den Häusern zerfetzte Betten und Sofas, zerbrechenes Geschirr. Einige Decken sind eingestürzt, andere Häuser sind noch intakt. Wenn hier Menschen ganzjährig gelebt haben, dann ziemlich spartanisch. Aufgeräumt hat hier jedenfalls niemand. Wir finden auch rostige Ölfässer, Batterien, alte Motoren, selbst ein Röhrenfernseher steht in der Landschaft. Auf der anderen Seite des Fjords, außer Sichtweite eine Bucht mit großen Öltanks und Anleger, noch in Betrieb. Nuuk ist nur 35 sm entfernt.

Gegen Mittag verlassen wir Faeringehavn mit Ziel Nuuk. Gerne hätten wir die Umgebung noch erkundet. Hier kann man sich gut ein paar Tage umsehen. Wir haben Supersegelwind und rauschen nur unter Fock mit 7 kn Richtung Norden. Dazu lacht die Sonne und wir bestaunen das Panorama um uns.Eine kleine Diskussion ist typisch: An Land eine Hütte. Aber wie groß ist diese? Markus hat den Eindruck, es mit einer Hundehütte zu tun zu haben, ULI geht von einem Haus mit Dachgeschoss aus. Die Luft ist klar, vor steilen bis zu 1000 m hohen Felsen ist es schwierig Entfernungen und Größen einzuschätzen.

Nachts soll der Wind kräftig zulegen, aber dann wollen wir bereits sicher im Hafen von Nuuk sein. Nach dem grandiosen Segeltag heute sind wir zuversichtlich, dass der grönländische Sommer jetzt beginnt :-).

Bei Sonne legen wir pünktlich um 19:00 Uhr in Nuuk an, längseits an einem anderem Segler. Wir beschließen die Etappe (Ziel für Markus und Carsten) mit einem „Anleger“ und Chips. Die Crew geht Duschen suchen und wir „kochen“ das Wunschgericht, Ravioli aus der Dose, etwas aufgewertet mit Salat und Nachtisch. Wenn es heute Abend draußen weht werden wir uns über eine gemütliche Nacht in der warmen Koje freuen.

(Uli und Astrid)

4 thoughts on “Nuuk

  1. Liebe Seglerinnen und Segler, tolle Fotos und interessante Berichte. Schon morgens beim Frühstück lesen wir Eure neuesten Reportagen. Weiterhin passendes Segelwetter und haltet genügend Abstand zu den Eisbergen. LG Jürgen und Monika

  2. Ich wünsche dem aktuellem Reiseteam aus BS nach Grönland eine tolle Reise! Gutes Wetter, passende Winde und tolle Motive. Ich freue mich über tolle Berichte von der Reise. Viele Grüße von Sonja.

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